Seiten

Sonntag, 15. August 2010

Netzneutralität

Der Begriff Netzneutralität hat derzeit in der Diskussion eine hohen Stellenwert und hat sogar den Mainstream erreicht. Und so wurde ich auch schon häufiger gefragt, was das nun eigentlich sei und was man davon zu halten habe.

Grundsätzlich sagt die Netzneutralität, dass alle Daten im Internet - unabhängig von ihrer Quelle oder ihrem Inhalt - gleichberechtigt übertragen werden. Niemand wird bevorzugt. Alle sind gleich.

Leider wird es eng auf der Datenautobahn.Videos wie Youtube, Streamings,Telefonie und andere datenlastige und zeitkritische Dienste überlasten zeitweise diese Autobahn, so dass jetzt Kommunikationsunternehmen darüber nachdenken, dass bestimmte Daten eine Erlaubnis zum Überholen bekommen; also bevorzugt behandelt werden dürfen.

Was beim ersten Hinsehen plausibel erscheint, birgt jedoch Gefahren in sich: Denn nur wer es sich leisten kann, wird dann bevorzugt behandelt. Die Idee des Internets eines freien Datenaustausches bleibt buchstäblich auf der Strecke. Die Initiative Pro Netzneutralität spricht sogar davon, dass
ein freies Internet ohne staatliche oder wirtschaftliche Eingriffe ... Garant für freien Meinungsaustausch weltweit und damit die direkte Ableitung des Rechts auf Meinungsfreiheit (ist). Netzneutralität ist elementar für unsere Demokratie.
Weitere Infos und die Möglichkeit der Unterstützung findet man ebenfalls auf den der Seiten der Initiative.

Zwar unterstützt auch die Politik diese Haltung, hält es aber nicht für notwendig, diese Positionen auch gesetzlich zu begleiten. Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags schreibt dazu:
Trotz Anerkennung der großen Bedeutung der Netzneutralität für die Meinungs- und Informationsfreiheit und die Weiterentwicklung des Internets halten wirtschaftspolitische Experten eine gesetzliche Verankerung der Netzneutralität auf dem deutschen und europäischen Markt nicht für erforderlich. Sie gehen davon aus, dass der Wettbewerb unter den Netzbetreibern für eine Aufrechterhaltung des offenen Internets sorgen werde.
Ich halte diese Position nicht für richtig, denn das Märchen "der Markt wird es richten" hat schon oft genug bewiesen, dass der Markt kein Interesse an den genannten Werten hat, sondern schlicht und einfach nur verdienen will. Eine gesetzliche Verankerung hat in diesem Fall nichts mit Überregulierung zu tun, sondern würde "nur" für klare Verhältnisse im Bereich der Informations- und Meinungsfreiheit sorgen. Übrigens könnte man mit den gleichen Argumenten jede gesetzliche Vorschrift beispielsweise im Arbeits- und Verbraucherschutz ablehnen.
Schließlich dürfte sogar eine Priorisierung des Datenverkehrs zu einem Bumerang werden. "In den Kindertagen von Google etwa war Altavista die führende Suchmaschine. Hätte sich Altavista damals ein Vorfahrtsrecht im Internet erkauft, wäre Google wohl nie konkurrenzfähig geworden, trotz besserer Suchmethode", erklärt Simon Schlauri, der über Netzneutralität habilitiert hat. Innovationen hätten keine Chance im vielbeschworenen Wettbewerb.

Einen Ausweg aus der Sackgasse kann nur sein, die vielzitierte "Datenautobahnen" auszubauen. Jörg Schieb beschreibt die Lösung kurz und knapp: Wir brauchen keine VIP-Lounge für Daten, keine gebührenpflichtige Überholspur für Deluxe-Daten. Wir brauchen gut funktionierende Datennetze. Die Kosten dafür müssen auf alle umgelegt werden.

Samstag, 14. August 2010

Paraskavedekatriaphobie

Quelle: Wikipedia
Nein, ich bin nicht abergläubisch! Keinesfalls - aber "man weiß ja nie". Und so schreibe ich über den gestrigen Freitag den 13. auch erst am Samstagmorgen.

Den Begriff Paraskavedekatriaphobie ist natürlich allgemein bekannt. Ich habe ihn jedoch erst durch einen Beitrag im Werbeblogger kennengelernt, der dort eine nette Werbeanzeige vom Autoverleih Sixt kommentiert.

Auch der Spiegel schreibt eine freundliche Geschichte "Der Mann, der Freitag, den 13. erfand". Dort wurde meine ursprüngliche Meinung, dieser Unglückstag hat etwas mit dem 13. Oktober 1307 zu tun, korrigiert. An diesem Tag nämlich wurden in Frankreich die Templer verhaftet und nach langjährigen Prozessen verbrannt; der Orden zerschlagen.

Wie auch immer: dieser Tag ist vorbei. Der nächste Termin ist im Mai nächsten Jahres.

Dienstag, 10. August 2010

"Schatz, ich habe heute das Internet resettet"

So könnte wohl einer der geheimnisvollen sieben Experten nach getaner Arbeit zu Hause verkünden. Sehr geheimnisvoll ging es zu, wenn man den Artikel der Welt liest "Sieben Experten können jetzt das Web neu starten". Es erinnert auch ein wenig an Herr der Ringe und Vinton Cerf erinnert schon ein wenig an Gandalf, den Weisen.

Stefan Münz schreibt in seinem Blog despektierlich über Alte Männer mit Chipkarten, die das Internet resetten können, vermerkt aber auch, dass das DNSSEC, um das es da letztlich geht, nichts Neues ist.



Ganz so schlimm ist es also doch nicht. Aber die "Machtfrage" bleibt dennoch bestehen. "Wer kontrolliert das Internet" ist hier (C't) nachzulesen:
Von der Root-Zone des Domain Name System (DNS) hängt ab, ob ein Namensraum und damit womöglich ein ganzes Land im Internet erreichbar ist. Und die US-Verwaltung kann Änderungen daran veranlassen. Denn über ein Netz von Verträgen mit der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) und dem privaten Unternehmen VeriSign kontrolliert das US-Handelsministerium den Betrieb dieser zentralen Infrastruktur.
Glücklicherweise kann man ja auch das Internet "runterladen". Wer hierzu sein persönliches Backup machen will, der besuche diese Seite. Viel Glück!

Donnerstag, 5. August 2010

Der Blumenkübel

Eine harmlose lokale Meldung der Münsterschen Zeitung entwickelte sich in kurzer Zeit zum beherrschenden Thema in Twitter:
Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift, als sie am Dienstagmorgen vor die Tür sahen: Einer der zwei Blumenkübel vor dem Eingang des Altenheimes wurde umgestoßen und lag zerbrochen vor dem Eingang.
Und dann ging es los.Unter dem Hashtag #Blumenkübel liefen die Tweets in irrsinniger Zeit ein. Hier eine Auswahl:
Das ist nur eine winzige Auswahl und zeigt doch, wie schnell Meldungen in den sozialen Netzwerken zu Lawinen werden. Die Zeitung hat übrigens bereits darauf reagiert:
Verursacher der Welle - ohne es vorher für möglich gehalten zu haben - ist ein Mitarbeiter unseres Hauses. Redakteur Ralf Heimann schrieb am Mittwochabend via Twitter: "In Neuenkirchen ist ein Blumenkübel umgekippt." Der Kollege Heimann fügte noch einen Link zum Artikel an - und der verbreitet sich seit Donnerstagmorgen; 2100 Twitterer haben Ralf Heimanns Twitterfeed abonniert.

Um eine Viralkampagne handelt es sich dennoch nicht, wie @BrandNewWelt uns am Nachmittag via twitter unterstellte. Diese Kampagne stelle alles bisher dagewesene in den Schatten, twitterte man von dort - wir haben das aber alles andere als geplant. 
Gerade lese ich, dass auch die taz dazu etwas geschrieben hat. Vielleicht kommt doch heute abend noch etwas in die Tagesschau.