Harald Lesch versucht zu ergründen, welche Konsequenzen es hat, wenn der Austausch von Informationen, die Ausführung von Entscheidungen schneller möglich ist, als wir mit unseren Sinnen folgen können.
Das hört sich harmlos an - doch wer sich das nachfolgende Video ansieht wird sich wundern: So wird ein Transatlantikkabel zwischen London und New York für 300 Millionen Euro verlegt. Man spart dadurch 6 ms. Also eine sechstausendstel Sekunde! Spötter könnten einwerfen, dass nun "Dieses Video ist in Deinem Land nicht verfügbar" eben noch schneller angezeigt werden kann - aber Pustekuchen! Die Datenverbindung ist nur für den Geldtransfer zwischen den beiden Börsenplätzen gelegt worden. Was steckt dahinter?
HFT heißt das Zauberwort (High Frequency Trading) und zeigt wieder einmal die grenzenlose Verrücktheit der Finanzwelt auf. Hier sind Hochleistungsrechner der Hedgefonds am Werk, die zeitliche Differenzen der Märkte im Millisekundenbereich ausnutzen. Die ultraschnellen Computer haben in den vergangenen Jahren die Macht an den Börsen übernommen, vor allem in den USA. Dort gehen mittlerweile mehr als 60 Prozent der Aktiengeschäfte auf den Hochfrequenzhandel zurück - in Deutschland sind es Schätzungen zufolge rund 40 Prozent. (Quelle: Spiegel).
Lesch wäre nicht Lesch, wenn er nicht Parallelen zur wissenschaftlichen Welt aufzeigen würde. Sein anschaulicher Vergleich sagt deutlich, dass die Steigerung der Informationsgeschwindigkeit (und die Gier nach schnellem virtuellen Geld) Dimensionen erreicht hat, die bald schon physikalische Grenzen erreichen wird. Das Plancksche Wirkungsquantum als einer der elementaren Größen der Physik wird schon zur virtuellen Einheit der Finanzmärkte. Damit kann man die Frage Sind wir eigentlich wahnsinnig? bereits beantworten: Wir sind es bereits.
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